Montag, 4. Mai 2015

Rezension: Ich gegen dich von Jenny Downham

Cover vom Buch Ich gegen dich von Jenny Downham


Autor:  Jenny Downham
Originaltitel: You Against Me
Genre: Jugendbuch, Liebesroman, Gegenwartsliteratur
Verlagcbt Verlag
Erschienen (deutsche Erstausgabe): 29. August 2011
ISBN: 978-3570161388
Broschiert: 336 Seiten; 14,95€
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Liebe zwischen Wahrheit und Pflicht, ungeschminkt wie das Leben selbst







"Seit Mickeys fünfzehnjährige Schwester Karyn von Tom, Sohn reicher Eltern, vergewaltigt worden ist, verlässt sie ihr Zimmer nicht mehr. Mit der Mutter, die trinkt, ist nicht zu rechnen. Alles bleibt nun an Mickey hängen, auch um die kleine Schwester Holly kümmert er sich. Und diesem Tom würde er es am liebsten heimzahlen. Ein Flirt mit Toms Schwester Ellie scheint das einfachste Mittel, um näher an ihn ranzukommen. Doch als Liebe daraus wird, wird die Sache kompliziert: Hält Mikey zu seiner Schwester oder steht er zu Ellie? Und für welche Seite entscheidet sich Ellie? Für ihren Bruder und ihre Familie – oder für den Jungen, den sie liebt?"







Das Leben ist nicht fair. Die Welt ist nicht gerecht.
Manchmal ist alles, was sich verändern lässt, man selbst.

Das Buch gehört zur Sorte "Schwere Kost". Bei einem Thema, wie diesem nur verständlich.

Wir sind sofort mitten drin. Die 15-jähriges Karyn wurde vergewaltigt. Der angeklagte Junge aus reichem Elternhaus streitet alles ab. Der Bruder des Mädchens - Mickey - ist verzweifelt und überfordert. Die alkoholabhängige Mutter steckt wie so oft den Kopf in den Sand.
Auf der anderen Seite steht der angeklagte Tom mit seinen fürsorglichen Eltern und seiner Schwester Ellie. Er bekommt einen Spitzenanwalt, natürlich nur den besten. Für ihn wird sogar eine Party geschmissen, als er aus der Untersuchungshaft entlassen wird.
Als Mickey sich auf genau diese Party schleicht, um Tom eins auszuwischen, trifft er auf Ellie. Er verrät natürlich nicht, wer er ist und redet sich selbst ein, er würde Zeit mit ihr verbringen, um an Informationen über ihren Bruder zu kommen. Für Ellie ist Mickey aufregend anders. Mit ihm entdeckt sie eine neue Seite an sich. Doch auch Ellie hat Probleme. Sie ist heillos überfordert mit der Situation, als Hauptzeugin und einzig Anwesende im Haus während der Tat aussagen zu müssen. Der Leser weiß nicht, was Ellie weiß, wie viel Ellie weiß und was in der verhängnisvollen Nacht damals wirklich passiert ist. Hat Karyn die Vergewaltigung nur erfunden (passiert durchaus in der Realität) oder sagt sie die Wahrheit? Wenn ja, hat sie eine Chance auf Gerechtigkeit oder wird Tom den Prozess gewinnen?
"Auf welcher Seite stehst du eigentlich?", werden Mickey und Ellie oft von ihren Familien gefragt. Vielleicht geht es gar nicht darum, zu der einen oder anderen Familie zu halten, sondern auf der Seite der Wahrheit zu stehen. Oder auf der Seite der Gerechtigkeit. Ist beides überhaupt das Gleiche?
"Eine Familie wird zerstört werden - deine oder meine, die Wahl haben wir. Wir können nicht weglaufen. Das ist das wirklich Leben, Mikey!" (S. 320)
Wahrheit und Lüge, Recht und Gerechtigkeit - um all diese Werte geht es im Buch. Und natürlich um die Liebe: die Geschwisterliebe, die freundschaftliche und die romantische Liebe. Verfeinert werden diese Wertekonflikte noch mit andere aktuellen Themen. "Karyn war schon so nuttig angezogen, hat sich dann auch noch betrunken und voll an ihn rangeschmissen - die war doch nur auf Sex aus. Natürlich wollte sie es.", solche kontroversen Gedanken kursieren heute öfter denn je. Im Buch und in der Realität.
Das Thema ist schon spannend und interessant, die Umsetzung dazu passend realistisch.

Allen voran der Schreibstil: Er beschreibt die Sicht der Jugendlichen aus verschiedenen Gesellschaftsschichten. Ungeschminkt und auf den Punkt gebracht wird die oftmals derbe Jugendsprache übernommen. Das hat mir gefallen, da ich es als sehr passend empfand. Wer sich einen Eindruck verschaffen will, ist mit einer Leseprobe sicher gut beraten. Die Sprache muss man mögen, um das Buch zu mögen, denn sie ist sehr eigen.

Die Charaktere wirkten sehr lebensecht - egal ob es die Mum von Mickey und Karyn, ihre kleine Schwester oder Mickeys bester Freund, Ellies Eltern, ihr Bruder, ihre Mitschüler sind. Genauso haben auch die Hauptcharaktere ihre Ecken und Kanten. Ellie ist manchmal sehr auf ihr Äußeres fixiert oder lässt sich schnell beeinflussen. Mickey dagegen hatte von Anfang an meinen Respekt. Wie er sich so um die Familie gekümmert hat, war einfach bewundernswert. Trotz aller Widerstände gibt er nicht auf und hilft auch Ellie dabei, sich weiterzuentwickeln. Sie hingegen lehrt ihm anderen zu vertrauen. Gut gefallen hat mir auch, dass es nicht die typischen schwarz-weiß-Charaktere gibt. Tom steht "Vergewaltiger" schließlich nicht auf die Stirn geschrieben. Genauso wie Karyn auch mal manchmal zickig ist, ist Tom auch manchmal nett und vernünftig. Auch unsere Welt ist nicht in Schwarz und Weiß, Böse und Gut unterteilt. Es gibt unendlich viel Grau und unendlich viel Ungerechtigkeit.

Wer hier das eigentliche Opfer ist, ob ihm Gerechtigkeit zuteil wird, ob eine schier unmögliche Liebe wie die von Ellie und Mickey überhaupt eine Chance hat und wie weit sie für Wahrheit oder Familie gehen müsst ihr selbst herausfinden.

Ich empfehle das Buch ab 15 Jahren, da es ein ernstes und sensibles Thema und keine oberflächliche Romanze ist. Der Leser muss sich mit dem Thema auseinandersetzen wollen.






Dieses Buch zeigt, dass das Leben nicht immer fair ist, aber trotzdem voller Hoffnung sein kein. Trotz der ernsten Thematik gefiel mir gerade der lebensnahe Sprachstil, die realistischen und vielschichtigen Charaktere sowie das positive Gedankengut, das vermittelt wird.
5 Sterne für ein Buch, so ungeschminkt, wie das Leben selbst.
5 Schmetterlinge

2 Kommentare:

  1. Echt tolle Rezi! :)
    Das Buch liegt schon eine Weile auf meinem SuB.. nach deiner Rezi muss ich es dringend nachholen :D

    Liebe Grüße
    Kerime

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    1. Hi Kerime :-)
      Es freut mich, dass dich das Buch anspricht. Ich bin gespannt zu hören, wie du es findest ;-)

      Liebe Grüße♥
      Souci

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